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Berghofer Geschichte(n)             

Ausgewählte Berghofer Straßen und die Herkunft ihrer Namen

 

Betrachten wir einmal einige der größeren, längeren und zumeist auch ortsverbindenden Straßen in Berghofen und die Bedeutung und Herkunft ihrer Namen.

 

Der Name der Berghofer Straße erklärt sich eigentlich von selbst. Sie ist eine die ehemalige Bauerschaft in etwa von Norden nach Süden durchquerende Haupt- und ehemalige Bundesstraße (B 236) und trägt den Namen dieses Ex-Dorfes, das mit seinen heute 12.000 Einwohnern durch die Eingemeindung am 1. August 1929 ein Ortsteil der Großstadt Dortmund wurde. Natürlich hieß diese Straße nicht schon immer so. Bereits im Jahre 1342 ist sie als „Schwerter Hilweg“ erwähnt. Sie verbindet Hörde mit dem schon auf dem Gebiet der Ruhrstadt liegenden „Freischütz“ und dann schließlich mit dem Zentrum der Nachbarstadt Schwerte selbst. 1814 wurde sie zu einer Chaussee ausgebaut.

 

Hörde legte im 19. Jahrhundert nach der Gründung eines „Puddlings- und Walzwerkes“, der Hermannshütte, 1851 durch den Iserlohner Hermann Diedrich Piepenstock ebenso wie Berghofen erheblich an Einwohnerzahl zu. So trug die Berghofer Straße früher auch den Namen „Hörder Chaussee“. Vor der Eingemeindung war sie ein Teil der Hörder Straße und trug auch schon einmal den Namen Provinzialstraße. Seit 1933 heißt sie nun Berghofer Straße. Sie wurde im Jahre 1934 durch den Reichsverkehrswegeplan zu einem Teilabschnitt der damaligen Reichsstraße 236, heute B 236.

 

Seit dem Bau des Berghofer Tunnels im Zuge der neuen B 236, der im Jahre 2008 fertig gestellt wurde, verlor sie den Rang einer Bundesstraße, aber damit glücklicher Weise auch eine riesige Menge von Durchgangsverkehr, der zu einem großen Teil aus Lastwagen bestand.

 

Von Westen nach Osten begrenzen bzw. durchschneiden gleich drei längere Straßen unser Berghofen. Da ist zum einen ganz im Norden die Straße An der Goymark, die an den Nachbarort und Stadtbezirk Hörde grenzt. Der Name dieser vorher so genannten „Verbandsstraße D VIII“ geht auf den Flurnamen „Goymark“ zurück, dessen Bedeutung unklar ist. „Goy“ ist allerdings häufig Zuname zu den Rittergeschlechtern von Haus Bruch und Erlenkamp.

 

Weiter südlich verbindet die Overgünne die beiden Nachbarvororte Wellinghofen und Benninghofen mit Berghofen und damit zugleich die Stadtbezirke Hörde und Aplerbeck, deren Grenze durch den Lohbach markiert wird. Der Name dieser ortsverbindenden Durchgangsstraße bedeutet soviel wie „drüben auf der anderen Seite“. Die „Günne“ oder „Gönne“ nennt man am Niederrhein und in Holland das am anderen Ufer liegende Gebiet („de günne“ = jenseits).

 

Noch weiter im Süden Berghofens verläuft die Wittbräucker Straße, eine weitere ortsverbindende Straße mit zahlreichen Hausnummern bis hin zur Nummer 990 auf Dortmunder Gebiet. Die somit äußerst lange Bundesstraße (ehemalige B 234; heute L 556) verbindet Hagen über Herdecke, Berghofen und Aplerbeck mit unserer Nachbarstadt Unna. Sie wurde nach dem kleinen Ort Wittbräucke (= weißer Bruch, d.h. helles Sumpfland) benannt und trennt die im Süden gelegene Berghofer Mark vom größeren Teil Berghofens im Norden. Zwischen 1787 und 1789 wurde sie als eine „Kunststraße“ angelegt. Aber schon gut 50 Jahre später beklagte der Dichter Heinrich Heine (1797-1856) während seiner Deutschlandreise in einer Postkutsche im Dezember 1844 den schlechten Zustand der alten Chaussee.

 

Eine weitere, ebenfalls eher längere Straße in Berghofen ist die Busenbergstraße, die östlich des Lohbachs und der Sackgasse Am Lohbach im rechten Winkel nach Süden von der Overgünne abzweigt und relativ steil ansteigt, so dass bei Schneeglätte Autos mit Hinterradantrieb große Probleme haben. Früher hieß sie einmal „Benninghofer Weg“. Auf dem höchsten Punkt des Busenbergs, dessen Bezeichnung dem Flurnamen von 1827 „Auf’m Busenberge“ entspricht, knickt sie fast rechtwinklig nach links (d.h. nach Osten) ab, folgt dem Kamm des Bergzuges und mündet kurz hinter der Busenberg-Grundschule, der heutigen Berghofer Grundschule, in Höhe der katholischen St.-Josephs-Kirche in den neuen Kreisverkehr an der Berghofer Straße ein.

 

Die Ostkirchstraße, die beim zweiten Berghofer Kreisverkehr in der neuen Ortsmitte am Parkplatz vor dem Einkaufszentrum nach Osten von der Berghofer Straße in Richtung Aplerbeck abzweigt, bezeichnet den ehemaligen Kirchweg nach Aplerbeck, wohin Berghofen früher eingemeindet war und wohin die evangelischen Christen zur St.-Georgs-Kirche zum Gottesdienst gehen mussten. Dort wurde bereits 1872 eine dritte Pfarrstelle für die Berghofer eingerichtet, und so wurden seit 1890 in einer Kapelle in Berghofen Gottesdienste abgehalten. Im Jahre 1895 wurde die evangelische Kirchengemeinde Berghofen selbständig und ließ 1929/30 die Kreuzkirche am Fasanenweg erbauen. Die ehemalige Kapelle wurde zur Turnhalle umgebaut und dient seit 1932 den örtlichen Schulen und Vereinen.

 

Die katholischen Christen jedoch mussten nach Hörde zur Stiftskirche St. Clara gehen, bevor in Berghofen am 11. Oktober 1903 im Knickenbergschen Saal (heute die Gaststätte „Zum Steigerturm“) die erste heilige Messe in Berghofen gefeiert wurde. Schon eine Woche später, am 18.10., konnte die Grundsteinlegung für die erste St.-Josephs-Kirche als Filialkirche zu St. Clara erfolgen, die dann schon am 4. September 1904 benediziert und am 6. August 1906 feierlich konsekriert wurde. Das Kirchweihfest war gleichzeitig der Anlass zur ersten Firmung in St. Joseph. Am 21. August 1971 wurde gegenüber dem Kirchplatz der alten Kirche an der Busenbergstraße/Ecke Berghofer Straße der Neubau von St. Joseph in der Form eines Zeltes mit einem Kirchweihfest ihrer Bestimmung übergeben.

 

Interessante Erläuterungen zu sehr vielen weiteren Namen Berghofer Straßen findet man in drei Artikeln in dem silberfarbenen, 1994 heraus gegebenen Sammelband der Aufsätze aus dem „Berghofer Blick“ von Ingo Fiedler unter dem Titel „Aus Berghofens Vergangenheit“.

 

Dieter Tillmann

 

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