August Haselhoff (1862 - 1945)
Ein Berghofer Heimatkomponist
Wer von Westen her aus Benninghofen über die Overgünne kommend den Lohbach überquert hat, der die Grenze zwischen den Stadtbezirken Hörde und Aplerbeck bildet, trifft nach etwa 200 Metern im äußersten, aber gar nicht so wilden Westen Berghofens auf eine kleine Kreuzung, an der vor dem Handy-Zeitalter einmal eine Telefonzelle stand. Heute gibt es dort immerhin noch einen gelben Postbriefkasten.
An dieser Kreuzung treffen zwei halb-kreisförmige, sich nach Osten wendende Nebenstraßen auf die mehrere Stadtteile verbindende Overgünne. Nach rechts und dabei nach Süden leicht ansteigend verläuft die Wilmsmannstraße, die nach dem Bauern auf dem Wilmsmannshof benannt wurde, der von 1851 bis 1870 auch der Berghofer Gemeindevorsteher war. Nach links, nach Norden und am Briefkasten vorbei, biegt man in die geringfügig abfallende Haselhoffstraße ein, nach der die „Haselhoff-Siedlung“, eine frühere Hoesch-Siedlung, benannt wurde. Der Straßenname selbst aber leitet sich natürlich nicht vom US-amerikanischen Schauspieler und Sänger David Hasselhoff (geb. 1952) ab, nur weil ein schlecht informierter städtischer Bediensteter in der Antwort auf ein Auskunftsersuchen den Namen irrtümlich einmal mit Doppel-s schrieb. Die Haselhoffstraße ist tatsächlich dem Musikdirektor und Heimatkomponisten August Haselhoff gewidmet. Er wurde am 2.12.1862 auf Haus Berghofen geboren und verstarb in seinem Heimatort kurz nach dem Kriege am 9. Dezember 1945 im Alter von 83 Jahren.
August Haselhorst war der Sohn von D. W. Haselhoff, dem Pächter und Verwalter des adeligen Besitzers Ludwig Gisbert Freiherr Heinrich von Elverfeld zu Villigst. D. W. Haselhoff war als Vorgänger des Bauern Wilmsmann von 1843 bis 1851 Berghofer Gemeindevorsteher. Schon in der Schule erkannte man die hohe musikalische Begabung des jungen August, der bald eine erste Ausbildung im Klavier-, Violin- und Flötenspiel erhielt. Eine vollständige Musikausbildung erhielt Haselhoff dann am Konservatorium in Sondershausen mit Klavierunterricht, Musiktheorie und Einführung in die Kunst des Komponierens. Nach seinem Studienabschluss wurde er Musiklehrer in Hagen, wo er am Konservatorium sechs Jahre lang Instrumental- und Gesangsunterricht erteilte. Schließlich gab er diese sichere Position auf, um sich noch intensiver seiner eigentlichen Leidenschaft, dem Komponieren, widmen zu können. So bildete er als freischaffender Künstler privat Schüler aus. Der Musikdirektor leitete als Dirigent etliche Chöre, darunter in Berghofen den „Volkschor“, den „MGV Immergrün“ und die „Concordia Berghofermark“. Im Jahre 1912 gewann er zusammen mit dem „Ruhrtaler MGV“ aus Schwerte sogar den „Kaiserpreis“, der damals die höchste Auszeichnung für einen Gesangverein war.
Die vielversprechende Laufbahn des als ein fanatischer Idealist der Chormusik geschilderten Berghofers August Haselhoff wurde durch den kulturellen Zusammenbruch in der Folge des Ersten Weltkrieges abrupt beendet. Nach dem Kriege spielte er als Pianist Unterhaltungsmusik, denn obwohl er sich schon bald auch als Komponist einen Namen gemacht hatte, litt er unter finanzieller Not. Neben der Chormusik komponierte er eine Symphonie in D-Moll, die vom Dortmunder Philharmonischen Orchester aufgeführt wurde. Seine Oper mit dem Titel „Das Erntefest“, für die der Dortmunder Kapellmeister Heinrich Schäfer das Libretto geschrieben und in der Haselhoff den Chorszenen breiten Raum gewidmet hatte, blieb ganz den Konventionen verhaftet. Nach einem Zeitungsartikel vom 8.12.1986 von Marcel Schreiber mit dem Titel "Lieder eines vergessenen Komponisten auf Schallplatte" liegt die Originalpartitur im Archiv des Dortmunder Opernhauses. Die Liebe und das Land Westfalen bilden das zentrale Thema. Sie wurde aber leider nie aufgeführt. Auch seine 12 konzertanten Kompositionen setzten sich nicht durch. Zudem scheiterte schließlich auch noch sein Versuch, einen Musikverlag zu betreiben. Doch seine Notenblätter mit Haus- und Chormusik fanden damals sehr wohl ihre Abnehmer, zumal in jener Zeit noch in zahlreichen Familien die Hausmusik gepflegt wurde.
Seine außerordentlichen Chorerfolge waren die größten Triumphe in Haselhoffs Leben. Beifallsstürme erntete er am 20. März 1927 bei einem Konzert des „MGV Hörde 1847“ mit seinen Kompositionen „Fantasie“, „Liebeslied“, „Vorsatz“ und „Genügen in der Heimat“. Am 9. Juli 1927 konnte er einen weiteren Triumph feiern. Seine Kompositionen wurden bei der Übergabe der „Zelter-Plakette“ an den „MGV Berghofen 1852“ gesungen. Mit seinen Berghofern gewann der Musiker dann bei einem Sangeswettstreit in Holzwickede alle ersten Preise.
Gegen Ende seines Lebens war August Haselhoff in 21 Vereinen Ehrenmitglied oder -dirigent. Am Hause Berghofer Straße 245, wo er ab 1908 wohnte, erinnert seit 1952 (dem 100-jährigen Bestehen des MGV Berghofen) eine Gedenktafel an ihn:
Wegen seines langen weißen Haares, seiner aufrechten Haltung und seines versonnenen Blicks war er für viele Zeit-genossen der „Richard Wagner von Berghofen“. In seinem Heimatort genoss er zu Lebzeiten eine große Verehrung.
Wer mehr über August Haselhoff wissen möchte, findet weitere Informationen zu dem Berghofer Heimatkomponisten in Ingo Fiedlers Aufsatzsammlung aus dem „Berghofer Blick“ mit dem Titel „Aus Berghofens Vergangenheit“ (1994) auf den Seiten 99 bis 102.
Dieter Tillmann